Informationsseite zur Ausstellungsreihe »ornamental.«
Die Ausstellung wurde erstmals im Juli 2016 in den Projekträumen des Kunstquartier Bethanien, Berlin realisiert.
Über die überaus positiven Publikumsreaktionen und Kritiken haben wir uns sehr gefreut (siehe auch hier).
Wir suchen weitere geeignete Ausstellungsmöglichkeiten in Kunsthallen und Kunstvereinen.
Eine Einführung zum Thema »Ornament« von Jörg Hasheider findet sich weiter unten auf dieser Seite. Weitere Informationen zur ersten Ausstellung in Berlin, eine Bild- und Videodokumentation sowie Wolfgang Sianos Eröffnungsrede: siehe Ausstellungen – Kurzinformationen zu den Künstlern siehe hier.
Jörg Hasheider, Kurator
Das Ornament ist zurück, zurück als Tapete in hippen Lofts, als filigrane Blenden in der Architektur und auch zurück im Diskurs zeitgenössischer Kunst. In der aktuellen Kunstproduktion sind zwei Bezüge besonders deutlich:
- Die Arbeit mit Ornamenten in ihrer barocken Funktion als raumgliederndes Element zwischen Architektur und Kunst/Design.
- Das Aufbrechen ornamentaler Strukturen, die als symbolisch für erdrückende Ordnungssysteme gelesen werden.
Zwischen diesen formalen und inhaltlichen, assoziativen Bezugspunkten – und über sie hinaus – eröffnen sich quasi unendliche Möglichkeiten auf »Das Ornament« und seine lange Entstehungsgeschichte zu zugreifen.
Ornamente prägen über viele Jahrtausende das Erscheinungsbild und die spirituelle Aussage von Gebäuden und Gegenständen des täglichen und des rituellen Gebrauchs. Sie integrieren die Fortschritte philosophischen, religiösen und geometrisch-mathematischen Denkens in immer komplexere Strukturen und verleihen ihnen anschauliche Präsenz. Die seit der Steinzeit zur Anwendung kommenden formalen Mittel der Rhythmik und Rekursion erstellen eine Verbindung von menschlichem Sein – Puls, Geburt und Tod – und kosmischen Prozessen.
Im 20. Jhd. findet das Konzept, Oberflächen zu gliedern und mit Ordnungssystemen zu verknüpfen eine neue Oberfläche in der Betrachtung gesellschaftlicher Produktion und Organisation.
Das Ornament wird weniger als eine Halt und Erkenntnis vermittelnde, sondern als eine Zwang und Macht verkörpernde Form wahrgenommen.
Heute wird das Ordnungssystem »Ornament«, formal und motivisch gebrochen, zum Ereignisraum der Auseinandersetzung von systemischem und individualistischem Denken.
Mit der Aneignung des Ornaments als transzendierendem Konzept bei gleichzeitiger subjektiver Transformation reetablieren die Künstler das »Ornament« als gleichgültiges, frei verfügbares Medium. Ein Medium, das es ermöglicht Bilder und Zeichen in Mustern neu zu verknüpfen und Wandflächen und Räume zu organisieren.