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Quilow - Stich von 1792

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Quilow - Blick vom Dorfteich 2009

Quilow - Blick von Suedwesten 1965

Quilow 2007

Quilow - Verwalterhaus 2008

Quilow - Zwerchhaus links: Zustand 2008 Quilow - Zwerchhaus rechts: Nach einer Teilsanierung 2007
Quilow - Schlossturm 2008 Quilow - Wendeltreppe im Schlossturm 2007

Quilow - Tag des offenen Denkmals 2007

Quilow - Esszimmer von Westen: Zustand 2007

Quilow - Detail 2008 (Stützmassnahme von 1993) Quilow - Detail aussen (2008)


QUILOW


Der Ort
Quilow hat sich bis heute seinen schlichten Charakter eines historischen Gutsdorfes bewahrt. »Es liegt in einer leicht bewegten Hochfläche, deren hoher Himmel und weiter Horizont die Ruhe und Gelassenheit der norddeutschen Tiefebene ausstrahlt. Schloß, Dorf und Landschaft haben ihre historisch gewachsene und natürliche Schönheit bewahrt… Sie ist … unaufdringlich … wie ein Volkslied.« (aus: Denkmalpflegerische Zielstellung, 1993)

Quilow wurde in der frühgeschichtlichen Slawenzeit gegründet und gehörte damals zur »provincia« Chozkow (= Gützkow). Durch diesen Ort, heute eine Kleinstadt, zog 1128 Otto von Bamberg, um am Pfingstberg in der Burg Usedom die slawischen Edlen zum Christentum zu bekehren. Nicht viel später, 1164, trafen sich der Dänenkönig Waldemar und der Sachsenherzog Heinrich der Löwe während ihrer Feldzüge gegen die Wenden im zwei Kilometer von Quilow entfernten Benediktinerkloster Stolpe. Und 1807 vereinbarten Schweden und Frankreich im benachbarten Gutshaus Schlatkow einen historisch bedeutsamen Waffenstillstand. Schon diese wenigen geschichtlichen Ereignisse von internationalem Rang unterstreichen, dass Quilow nicht am Ende der Welt liegt!

Die Besitzer
In seiner ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 1153 gehörte das Gut Quilow als rechtmäßiger Besitz zum Kloster Stolpe. Um 1485 erwarb es dann die pommersche Adelsfamilie von Owstin, die am Wolgaster Hof sehr angesehen war. Sie behielt das Anwesen fast 320 Jahre, bis Quilow 1803 durch Heirat in das Eigentum der Familie von Ploetz überging. 1945 wurde der letzte Besitzer Claus von Ploetz enteignet. Seitdem gehörte das Wasserschloss der Kommune, die darin Wohnungen und das Gemeindebüro einrichtete. Nach der Wende wurde das Gebäude leergezogen und drohte langsam zu verfallen, weil die Gemeinde keinen privaten Investor finden konnte. Auf Initiative der Landesdenkmalpflege erwarb schließlich im Oktober 2007 die gemeinnützige Stiftung Kulturerbe das Baudenkmal zu einem symbolischen Preis.

Das Schloss
Um 1575 von Roleff von Owstin erbaut, verkörpert das Wasserschloss Quilow den Übergang von der feudalen mittelalterlichen Burg zum repräsentativen Prachtbau der Barockzeit. Es ist gegenüber der Burg wesentlich wohnlicher, aber immer noch durch einen breiten Wassergraben befestigt, der allerdings keine Wehrfunktion mehr hatte. Der Bergfried (Turm) erscheint noch als architektonische Dominante, ist aber inhaltlich zur Wendeltreppe umfunktioniert.

Quilow gehört zu den wenigen überregional bedeutenden Renaissancebauten auf dem Lande, deren Originalsubstanz weder im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, noch der pompösen Modernisierungswelle der Gründerzeit verfiel. Auch nach der Bodenreform (1945-49) blieb das Schloss in seiner Grundsubstanz erhalten. Ein besonderes Merkmal sind die Anfang des 17. Jahrhunderts aufgestockten dreiachsigen Zwerchhäuser über der Südfassade, die zur Bauzeit auf herrschaftlichen Gebäuden weit verbreitet waren und heute die letzten erhaltenen in Vorpommern sind.

Die Erhaltung
Bereits Ende des 16. Jahrhunderts war das Schloss baufällig und dringend reparaturbedürftig. An allen vier Außenseiten wurde es nachträglich durch mächtige Strebepfeiler gesichert. Anfang des 19. Jahrhunderts fand eine erste umfassende Sanierung statt. Außerdem wurde an der nördlichen Rückfront annähernd mittig ein zweigeschossiger Küchenanbau hinzugefügt, der inzwischen wieder abgerissen wurde. Von 1885 bis 1920 stand das Gebäude leer. Als der letzte Besitzer Claus von Ploetz zu Beginn der 20er Jahre seinen Wohnsitz in Quilow nahm, ließ er die Innenräume dem Zeitgeist entsprechend neu gestalten, wodurch wertvolle Wandmalereien aus der Renaissancezeit verschwanden. Von 1958 bis 1967 wurde die Anlage ein weiteres Mal restauriert. Die meisten Mängel wurden jedoch nur kaschiert, nicht aber ursächlich beseitigt und der Wassergraben weitgehend zugeschüttet. In den 80er Jahren folgten weitere Instandsetzungsarbeiten sowie 1992/93 eine – maßgeblich von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geförderte – Sicherung des Fundaments mittels eines auch von außen sichtbaren Stahlträgersystems, das vom Erdgeschoss bis in das Dachgeschoss reicht. Dabei wurde die Holzkonstruktion, die das Gebäude jahrhundertelang zusammengehalten hat, beschädigt. Die Rettung des schwer verletzten Baudenkmals erfordert nunmehr äußerstes Fingerspitzengefühl insbesondere bei der Lösung statischer Probleme.

Die Nutzung
Das Wasserschloss Quilow wird im Sinne der »Gläsernen Denkmalpflege« saniert: So bleibt nicht nur die ursprüngliche Architektur erhalten, sondern es werden auch spätere Eingriffe anschaulich dokumentiert sowie einzelne erhaltene Elemente der Innenraumgestaltung aus den verschiedenen Epochen wieder sichtbar gemacht.

Die Restaurierungsmaßnahmen sind auf mindestens zehn Jahre angelegt. Während dieser Zeit soll das Gebäude verschiedene Zwischennutzungen erfahren. Die erste Transformation findet vom 6. Juni bis 25. Juli 2009 durch die Klangkunstausstellung »ZEN•KONKRET« statt.


Quellen:
Sabine Horn in: Schlösser und Herrenhäuser in Pommern, Stettin 2006, S. 194–196.
Katharina von Pentz in: Schloßgeschichten aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg 1994, S. 63–66.
Paul Schumacher, Denkmalpflegerische Zielstellung für die bauliche Sicherung des Wasserschlosses Quilow, Neubrandenburg 1993.



 
STIFTUNG KULTURERBE

Die »Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern« wurde 2004 gegründet, um der Gefährdung des gebauten Kulturguts, insbesondere der historischen Gutsanlagen, entgegenzuwirken und für deren Pflege und Erhaltung einzutreten. Ihren Stiftungszweck erfüllt sie durch die Beratung privater und kommunaler Eigentümer, durch Lobbying, Networking und eine breite Öffentlichkeitsarbeit, aber auch durch den Erwerb gefährdeter bedeutender Baudenkmale.

Das erste Objekt in Besitz der Stiftung ist das Renaissance-Wasserschloss Quilow, das im Herbst 2007 von der Gemeinde Groß Polzin übernommen wurde, um es modellhaft zu sanieren. Da die Stiftung keine vordringlich wirtschaftlichen Interessen verfolgt, kann sie hier beispielhaft aufzeigen, was sie unter einer angemessenen denkmalgerechten Restaurierung versteht. Die Stiftung lädt in Quilow nicht nur Fachleute zum »Anschauungsstudium« ein, sondern freut sich auch über den Besuch der Bevölkerung aus der Region und von Touristen, die sie für Baugeschichte und Denkmalpflege begeistern möchte. Gleichzeitig will die Stiftung Kulturerbe in Quilow exemplarisch verschiedene Nutzungsmöglichkeiten von ländlichen Baudenkmalen aufzeigen und diskutieren. Dazu soll die Klangkunstausstellung »ZEN•KONKRET« wichtige Impulse geben.

www.stiftung-kulturerbe.de